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Kapitel -
Selbsterkenntnis
Alltägliches
Kritisches
Lebensweisheiten

Gedichte von / Poetry by
 Renata Illig

Herausgeber:
Karl M. Illig

RENATA ILLIG
 
Spätlese

 

 

Gedichte  -  I n h a l t

Glauben und Wissen
Episoden und Erkenntnisse
Des Dichters Freud und Leid
Gedankensplitter und  Stimmungen

Links:
Dr. Karl Illig's obituary
Renata's Father's Rotary Engine
Trinity Blue's Music  Sara Illig
Sonya Illig's Art

Addendum by Jeanine Anderson:
Wet in the Rain

Renata Illig, geboren in Graz, Österreich, als Tochter eines dortigen Rechtsanwalts, lebte von 1910 bis 1999 auf drei Kontinenten, zuletzt in den USA.
Sie und ihre Schwester verlebten in ihrer Geburtststadt eine sorgenfreie Jugend. Aber nach dem vorzeitigen Tod ihres Vaters war sie zum Erwerb ihres Lebensunterhalts gezwungen. Sie versuchte ihr Glück in Paris. Dort erlebte sie soziale Gegensätze mit vollem Bewußtsein. Im zweiten Weltkrieg war sie wieder in ihrer Heimatstadt, wo sie Dr. Karl Illig heiratete.

Nach dem zweiten Weltkrieg folgte sie ihrem Mann bereitwillig mit ihren drei Kindern nach Äthiopien, wo ihr Gelegenheit gegeben war ihren Gesichtskreis zu erweitern, insbesondere weil die Stellung ihres Mannes als Augenarzt am Haile Selassie Hospital, ihr neue Einblicke in die menschliche Natur ermöglichte.
 
In Ihrem letzten Lebensjahrzehnt, nach einem bewegten Leben, entdeckte sie ihre Neigungen und Fähigkeiten zur Dichtkunst.
 
Der vorliegende Band enthält eine Kostprobe ihrer literarischen Liebhaberei, zu der sie sich shon in ihrer Jugend hingezogen fühlte.
 
Zur Erinnerung hat Dr. Karl M. Illig diesen Band herausgegeben.

Obituary of Dr. Karl Max Illig (added here in 2009)

Salt Lake City, Utah, USA. Dezember 1999.     This page was updated June, 2016

External LINKS:

RENATA VON STÖCKL ZU GERBURG-ILLIG

http://www.symptome.ch/vbboard/nachdenken/3616-sommer-42.html -- "Renata Illig ist für mich eine Neuentdeckung, und ich finde bei den vielen Gedichten auf dieser Seite einige, die mir sehr gut gefallen."...

 


Renata 1943

Vorwort

Knapp vor des Lebens Ende
Durchbrach der Quell die Schicht
Das war die große Wende
Ich machte ein Gedicht.

Von da an dicht’ ich weiter
weil ich nicht anders kann
steh’ auf der kurzen Leiter
und klettere voran.
 
Das Dichten ist mir eigen
ich kann nichts anderes tun
auch will ich’s allen zeigen
daß Altern nicht heißt ruh’n.

Der Trieb

Eine un-beschrieb'ne Seite
Regt mich sogleich zum Schreiben an
Kűmm’re nicht mich an die Weite
Und schreib’ darauf so viel ich kann.
Und wenn sie voll von Rand zu Rand
Betracht’ ich sie beglűckt
Und hoff’ man liest sie mit Verstand
Und ist davon entsückt.
Auch wenn es nur Gefasel wär’
Was man sich ausgedacht
Man hofft, es l äse irgendwer
Und wär’s um Mitternacht

 


Das Portrait
Das Kleid gekauft
Das Haar gefärbt
Der Foto liegt bereit
Der Maler hat sich auch bewährt
Zupft immer an dem Kleid.
 
Und viele Fotos macht man da
Das Licht wird ausprobiert
Der Position ist man schon nah
Doch auch schon leicht verwirrt.

Und lässig sitzt man angelehnt
Mit etwas in der Hand
Und starre Blicke sind verpönt
Drum lächelt man charmant.

Der Maler spitzt den Bleistift
Der Pinsel ist schon naß
Nur eines man begreift nicht
Was soll denn werden das?
 
Und wenn es endlich fertig
Das Bild von großem Schwung
Fühlt man sich wie beerdigt
War niemals richtig jung.

Ein Rahmen wird gesichtet
Das Gold paßt zu dem Kleid
Der Meister scheint vernichtet
Das Bild ist viel zu breit.

Man sucht nach einem weiten
Und findet nichts in Gold
Wollt Silber doch vermeiden
Der Maler scheint vergrollt.
 
Das Bildnis kann nicht reden
Es hätte sonst gesagt
Ich seh’ gut aus in jedem
Gold - oder Silberlack.

 

 

 



Selbsterkenntnis                                  Zurück

Der Spiegel
Schimmernd Gold auf welker Brust
Mein Spiegel zeigt auch das
Für nichts mehr hat man dann noch Lust
Starrt immer in das Glas.
 
 
Narretei
Das Gespräch der Narren schreckt mich
Man darf nicht sagen was man sieht
Und zum Entsetzen hab’ entdeckt ich
Daß es mich leicht zu ihnen zieht.
 
 
Das Sinnlose
Der Unsinn hat mich oft genarrt
Man hört ihn viel und denkt ihn weg
Doch bleibt er im Verstand verscharrt
Wird dann gebraucht zum selben Zweck.


Letzte Einsicht
Wo man hobelt fallen Späne
So heißt’s in alter Mär
Wir sagen viel zu oft‚ ‘va bene’
Und bringen nichts mehr her.
 
Und wieder hab’ ich es getan
Zur Abwehr fehlt die Kraft
Und jetzt geht’s mich schon nichts mehr an
Ich hab’ es nicht geschafft.
 
Die Oberfläche saugt sie auf
Die Töne, die sie trifft
Und meine Seele steigt hinauf
Weit bis zum letzten Kliff.
 
Die Einsamkeit wird nicht beschrieben
Der Einzelfall, der sich ergibt
Man darf sich nicht nur selber lieben
Man muß wen haben, der dich liebt.
 
Was Liebe ist, scheint ungewiß
Man redet sie sich ein
Mußt ewig lange warten bis
sie selbst berührt Dein Sein.

 

Erklärung
Man merkt erst viel zu spät
Was man hat falsch gemacht
Und weil’s nicht anders geht
Hat man den Traum erdacht.
 
 
Einsamkeit
Der Wahnsinn hat mich jetzt gepackt
Nun gibt es kein Entrinnen mehr
Er hat mich endlich eingesackt
Entkommen kann ich nun nicht mehr.
 
Wenn man nur sehen könnt’
Ein kleines Hoffnungslicht
Auch das ist mir mißgönnt
Denn dieses gibt es nicht.
 
Verzweiflung treibt mich nun umher
Ich bin schon halb verrückt
Die Bürde ist mir schon zu schwer
Bin allem schon entrückt.
 
Und es wird immer schlimmer
Vom Tag zur Nacht und mehr
Kann es ertragen nimmer
Bin ausgehöhlt und leer.

 


Alltägliches                                        Zurück

Der Nachgeschmack
Wenn Du genossen eine Speise
Und hast den Bissen schon verschluckt
Merkst Du auf sonderbare Weise
Daß Nachgeschmack den Gaumen juckt.
 
Das kann man nicht so leicht erklären
Da Speisen sind nicht mehr im Mund
Man muß sich gegen Unsinn wehren
Denn was verschluckt ist, ist im Schlund.
 
Der Laie denkt sich nichts dabei
Doch Neugier packt den weisen Mann
Wie kann es sein, daß dieser Brei
Noch immer würzig duften kann.
 
Und lange denkt man drüber nach
Bis man die Lösung fand
Der Rest klebt noch am Gaumendach
Und zwischen Zahnbestand.
 
Und mit der Zeit verringert sich
Der gute Speisenduft
Und wie Lianen schlingen sich
Gerüche in die Luft.

 

Die Petersilie
Der Wald von Petersilie
Den ich im Garten heg’
Ist für mich wie Familie
mit der man sich verträgt.
 

Karl's parents' house.
X Heinrich-Aurnhammer-Straße 20,
Treuchtlingen, Germany
 

 

 

 

 

X  Easter egg hunt. 
Großmutter Kunigunde, Renata, Harald;
ca. 1948, Foto K. M. Illig.

Fahnen
Wo man hinblickt, wehen Fahnen
Sie spiegeln sich im Fensterglas
Denn sie begleiten uns’re Bahnen
Und niemand denkt sich irgendwas.

Reiselust
Die einen geh’n nach China
Die andren nach Nepal
Und ich, weil nur ein Wiener
Bleib’ schön daheim im Stall.
 
Auch Mexiko wär’ günstig
Das wär’ nicht weit von hier
Dort lebt sich’s unvernünftig
Drum bleib’ ich lieber hier.

Der Koffer
Einen Koffer muß man haben
Das gehört zum guten Ton
Muß ihn bis zum Rande laden
Denn sonst hat man nichts davon.
 
Und wenn man auch nicht alles braucht
Was Fürsorge Dir riet
Drück’ ihm noch kräftig auf den Bauch
Und schlepp’ ihn keuchend mit.
 
Nimm nur den größten Koffer
Den Du entdeckst im Haus
Du wirst hiermit zum Opfer
Denn Leere muß hinaus.
 
Man füllt ihn bis zum Rande
Mit nutzlos Tand und Kram
Und trägt ihn an dem Bande
Das ihn nicht schließen kann.

 

 

 

 

 

 

 

Harald, Macao 9-11-2001 Foto Chen Miao.

Der Entschluß
Im Augenblick fällt mir was ein
Ich schreib’s schnell auf Papier
Trink’ dazu noch ein Glas Wein
Und der ist nicht von hier.
 
 
Schlaflos
Und wieder kommt die Nacht heran
Sie treibt mich in den Schlaf
Und wenn ich nicht mehr schlafen kann
Ist’s mir wie eine Straf’.
 
Auf dem Lager lieg’ ich nun
Und denke endlos nach
Was wollt’ ich gestern wirklich tun
Und bleib’ für immer wach.
 
 
Anpassung
Die Frauen mit der vollen Brust
Die tun mir alle leid
Sie’ dienen andern nur zur Lust
Und passen nie ins Kleid.


Unvermeidliches
Der Arbeit sich entledigt
Hast Du Dich ausgestreckt
Und hörst auch nicht die Predigt
Weil Ohren zugedeckt.
 
Schläfst in verdienter Ruhe
Und schnarchst die Kraft Dir an
Vergißt die engen Schuhe
Die Du nicht abgetan.
 
Erquickt durch kurzen Schlummer
Willst zieh’n die Schuhe aus
Entdeckst zu Deinem Kummer
Der Fuß geht nicht heraus.
 
Die Füße sind geschwollen
Das Blut pulsiert nicht mehr
Das kommt von all dem tollen
Versuch zu haben mehr.
 
Beunruhigt legt sich nieder
Der Mensch zurück ins Bett
Versichert sich nur wieder
Es ist noch nicht zu spät. 
 
Und nach erneutem Rasten
Erhebst Du Dich recht frisch
Drückst auf die Ofentasten
Und setzt Dich an den Tisch.
 
Was Du von dort erwartest
Du auch nicht weißt genau
Der Ofen ist gestartet
Der Dampf erscheint schon blau.
 
Dies ist ein gutes Zeichen
Der Inhalt in dem Topf
Ist nun schon am Erweichen
Der Deckel wirkt als Pfropf.
 
Du wartest sehr zufrieden
An Tisches Rand gedrückt
Das Essen ist am Sieden
Verspricht ein gutes Stück.
 
Und wenn es endlich fertig
Vertilgst Du alles weg
Wischst Dir den Mund der bärtig
In dem der Rest noch steckt.


Röcke
Es scheint uns ganz natürlich
Daß Frauen Hosen tragen
Doch wär’ es unmanierlich
Wenn Männer Röcke tragen.
 
Und immer kürzer werden Röcke
Die Phantasie geschwellt
Denn weil die Damenwelt, die kecke
Tut stets wie’s ihr gefällt.
 
 
Hüte
Die feine Frau braucht einen Hut
Dann ist sie elegant
Denn ohne ihn geht es nicht gut
Sonst bleibt sie unbemannt.
 
Der Hut muß Eleganz beweisen
Er rahmt ein das Gesicht
Man nimmt ihn mit auf Reisen
Denn ohne ihn geht’s nicht.
 
Und wenn er hat gebührend
Erfüllt den hehren Zweck
Darf man ihn auch verlieren
Er ist für immer weg.


Die Nachtwache
Denn diese alte Decke
Bedeckt nun meinen Leib
Wenn ich mich drunter strecke
Vergeht mir rasch die Zeit.
 
Ich sink’ in leichten Schlummer
Und reg’ nicht Bein und Hand
Weil mich bedrückt der Kummer
Der keine Lösung fand.
 
Und morgens bin ich müde
Vom Schlafe nicht erquickt
Der Weckruf ist meist rüde
Doch meine Haut ist dick.
 
Der Tag verläuft recht kärglich
Durch rasch verbrauchte Kraft
Man gießt die Pflanzen merklich
Denn sie sind noch im Saft.
 
Und wenn der Tag beendet
Aufs Lager sinkt man bald
Weil Tag zur Nacht sich wendet
Und es wird langsam kalt.
 
 
Das Probieren
Und immer wieder seh’ ich
Die Modezeitschrift an
Und in Gedanken zieh’ ich
Die Kleider alle an.


Arbeit
Arbeit macht mir immer Freude
Bloß, tu' ich nicht sie gern
Wollt' ich wär' böser Heide
Und auf ei'm andren Stern.
 
Ach, die Arbeit wird mir eklig
Mag sie gar nicht mehr verseh'n
Da möcht' ich lieber täglich
Die Stadt flanieren geh'n.
 
Arbeit ist ein arges Laster
Wenn Du sie tust, vergesse nie
daß man auch anders kommt zum Zaster
Doch niemand sagt Dir wo und wie.
 
Arbeit kann man nur verkraften
Wenn man sie ganz schlampig macht
Man muß jeden still verachten
Der sich dies noch nicht gedacht.
 
Arbeit ist nicht meine Sache
Wo sie`s nicht gibt,
Da will ich hin
Weil ich mir nichts aus Arbeit mache
Bin ich geblieben, was ich bin.

 

 

Kritisches                                        Zurück

Der Schalltod
Ich habe sie gesehen,
Die ausgestorb’ne Stadt
Da wo die Winde wehen
Die Fensterhöhlen glatt.

Der Lärm hat sie vernichtet
Sie konnt’ nicht mehr besteh’n
Ich hab’ ihr Leid gesichtet
Und weinte still im Geh’n.

Sie ist ganz ausgestorben
Das Unkraut deckt sie schon
Denn Lärm kann alles morden
Er ist mißbrauchter Ton.

Die Flugzeuge sie brausen
Auf vorgeschrieb’ner Bahn
Und alle Dinge außen
Zerstören sie im Wahn.

 Dies ist nicht mehr zu ändern
Was nicht mehr möglich ist
Wir leben an den Rändern
Bis daß der Lärm uns frißt.

 

 

 

 

 

Winterstimmung
Die tanzenden Flocken
Aus  grauem Gewölk
Wie sie uns doch locken
Aus engem Gebälk.

Sie landen und schmelzen
Ganz schnell auf der Haut
Man möcht’ sich drin wälzen
Von niemand erschaut. 

Geheimnisvoller Nebel deckt
Gespenstisch mir den Baumfreund zu
Er hat sich ganz vor mir versteckt
Ich ruf’ ihn immer, sag’ ihm Du.

 

 

 

 

Die Armut
Die Armut ist sehr wichtig
Den Menschen überall
Sie sind darin recht tüchtig
Und nehmen zu an Zahl.
 
So lang sie sich begnügen
Mit dem was man verschenkt
Sie sich durchs Leben lügen
Mit dem was sie bedrängt.
 
Doch langsam aber stetig
Nimmt ihre Zahl auch zu
Weil man sie niemals nötigt
Zu tun was ich auch tu’.
 
Daß Arbeitszwang könnt’ lösen
Verfall, der ihnen bleibt
Doch zieh’ n sie vor das Dösen
Weil man doch krank sie schreibt.
 
Und so geht es auch weiter
Bis daß der Faden bricht
Wenn nicht ein sehend’ Leiter
Bestimmt das Gleichgewicht.
 
Denn sonst wär’ leicht es möglich
Daß jemand sorgt für die
Die Hilfe brauchen täglich
Und wissen nicht mehr wie.


Die Nutzlosen
Das Kind mit der zerfetzten Hose
Ohr - nasberingt und Schädelzopf
Schnupft Gifttabak aus einer Dose
Und wackelt ständig mit dem Kopf.
 
Es liest in einem dünnen Blättchen
Mal sieht es drauf, mal wieder weg
Und sitzt am Sammelplatz im Städtchen
Und hat vermutlich keinen Zweck.
 
Man schämt sich fast auch dort zu sitzen
Denn langsam geht es nimmermehr
Muß ängstlich seinen Platz beschützen
Die Wartezeit fällt auch schon schwer.
 
Nun kommen langsam auch die Mädchen
Sie neigen und umarmen sich
Tabaksgeruch zieht feine Fädchen
Von ihrem Munde hin auf mich.
 
Die Sonne scheint noch helle
Der Tag ist noch nicht alt
Sitz’ auf derselben Stelle
Und es wird langsam kalt.
 
Auch diese Menschen haben Kummer
Sie sind so jung, fast unbeschwert
Und sind nur eine leere Nummer
Und das ist beinah auch was wert.

Sie haben kein Zuhause
Und schlafen irgendwo
Der Tag nur eine Pause
Und das ist immer so.
 
Und niemand wird es wagen
Anstoß zu nehmen dran
Da man es mit dem vagen
Gesetz leicht einen kann.
 
Man hebt sich von dem Sitze
Und rüstet sich zum Geh’ n
Erhascht noch fade Witze
Und kann sie nicht versteh’n.


Der blinde Bettler
In einem Winkel sitzt er
Die Beine ausgestreckt
Mit dunklen Gläsern blitzt er
Man geht vorbei, sieht weg.
 
Er sitzt ganz unbeweglich
Rührt weder Fuß noch Hand
Und weil man sieht ihn täglich
Ist er uns wohlbekannt.
 
Ein junger Mann, ein blasser
Sitzt er auf nassem Stein
Die Füße schon im Wasser
Er scheint ja blind zu sein.
 
Und er kann mich nicht sehen
Verlor das Augenlicht
Man muß ihm etwas geben
Es ist mir als wär’s Pflicht.

 

Der Waldbrand
Die Äste krümmen sich im Feuer
Die Stämme bersten krachend auf
Und Glut kriecht wie ein Ungeheuer
Und nimmt erschreckend ihren Lauf.

Der Fortschritt
Alles Leben wird vernichtet
Und Zement regiert die Welt
Bis man aufs Denken ganz verzichtet
Und nichts mehr will, als noch mehr Geld.

Märchen
Der Wind durchorgelt Stamm für Stamm
Wie Pfeifen steh’n sie da
Und Wipfel biegen sich im Tann
Komm’ ihnen nicht zu nah.

Und Nebelschleier ziehen
Krönen das Gipfelmeer
Und mit den Wolken fliehen
Sie weiter fort vom Meer.

 

 

 

 

Der Abend
Die Sonne senkt sich über Wipfel
Vewrschwindet rash ins dunkle All
Sie streicheltzartlich noch die Gipfel
Und kehrt zurück als gold'ner Ball


Das Riesenrad
Einmal oben, einmal unten
Es dreht sich langsam aber stetig
Mal ist man droben, manchmal drunten
Und beides ist für jeden nötig.
 
Es dreht sich ja sehr sacht im Kreise
Kaum merklich ist’s, daß sich’s bewegt
Doch sagt’s uns in bestimmter Weise
Wie schlecht es wirklich um uns steht.
 
Da wird man manchmal etwas schwindlig
Und beugt sich keuchend über’n Rand
Und falls es ist dafür zu windig
Sinkt man zurück mit hohler Hand.
 
Und endlich sitzt man kerzengrad’
Dem Boden nah und will heraus
Da wird schon wieder steil der Pfad
Und frisch und munter geht’s bergauf.
 
Drum sag’ ich Dir, mein lieber Leser
Du wirst es doch erlernen nie
Und wissen alles immer besser
Gehst auf und ab und weißt nicht wie.


Die Politik
Die Rede war gewaltig
Das Johlen unterbrach
Den Redner, er schien faltig
Die Rede selbst war schwach.
 
Der Job steht auf dem Spiele
Man muß so tun als ob
Nicht folgen dem Gefühle
Und hören auf den Mob.
 
Die Stimmen der Erwählten
Sie überzeugen klar
Und was sie uns erzählten
Ist alles, bloß nicht wahr.


Das Schwalbennest
Der Reim
Wie Leim
Klebt fest
Wie Nest
An Mauerwand
Aus Mörtelsand
Nur dem vertraut
Der es erschaut
Und sich erschreckt
Weil zugedeckt
Und zu hoch droben
Und nicht verschoben
Doch aufgeweicht
Und nicht erreicht
Wind bläst es weg
Bleibt nur ein Fleck.


Eigennutz
Viel zu besitzen ist gefährlich
Die Menschen sind Dir gram
Auch sind sie sehr begehrlich
Wofür man auch nichts kann.
 
Hinweg mit all den Dingen,
Die ich nicht brauchen kann
Und mich zum Denken zwingen
Wie schrecklich bin ich dran.
 
Die Not, das Ziel, der Traum
Der Mensch trägt sie in sich
berührt doch nur den Saum
Der trennt das Du vom Ich.


Neid
Der Neid ist noch viel schlimmer
Als wie die nackte Gier
Denn man beneidet immer
Den, der mehr hat als wir.
 
Er macht uns auch erblassen
Wenn wer mehr hat als wir
Es ist fast nicht zu fassen
Viel schlimmer wie beim Tier.
 
Wir sind doch keine Tiere
Die kennen keinen Neid
Und falls ich mich nicht irre
Mir fehlt dazu die Zeit.
 
Denn Neid ist ganz entsetzlich
In jedem sitzt er wo
Und man entdeckt ganz plötzlich
Man ward geboren so.

 


Lebensweisheiten                                        Zurück

Lebens - Rinnsal
Wie Rinnsal sich im Sand verzweigt
Versickert und verdampft
Geht’s auch mit unserer Lebenszeit
An die man sich so krampft.
 
Sobald man wird geboren
Fängt schon das Leiden an
Und nichts bleibt ungeschoren
Man ist für immer dran.
 
Denn Leid ist wie ein Schatten
Der jeden fest umhüllt
Legt sich um Dich wie Matten
Bis man es nicht mehr fühlt.


Das Glück
Des Glückes Stunde hat geschlagen
Man sitzt herum und leert das Glas
Nicht jeder Magen kann’s vertragen
Das Sucherglück sagt ihm auch das.
 
Das Glück scheint wie die Dirne
Die gibt und sagt auch nein
Sie liest Dir von der Stirne
Den Wunsch ab und läßt’s sein.
 
Das Glück ist wie das Lotto
Man wird es nie versteh’n
Nur darf’s nicht sein Dein Motto,
Mußt blind sein um’s zu seh’n.
 
Das Glück ist ein Versager
Für den der keines hat
Es war nicht mehr auf Lager
Und das macht mich nicht satt.


Die Planlose Hast
Ich kann, ich muß, ich will
Sie sind mir fremder Gast
Bekümmere mich nicht viel
Leb` lieber ohne Hast.
 
 
Das Nichts
Das Nichts ist auch ein Etwas
Man weiß nicht wo es liegt
Die meisten glauben bestenfalls
Daß es sie niemals kriegt.
 
 
Unvermeidlich
Man muß sie unterdrücken
Die Wünsche ohne Zahl
Und sich ins Schicksal schicken
Denn man hat keine Wahl.

 

Die Zeit 
 
Man kann schon nicht mehr lachen
 Von Freude keine Spur
 Muß ordnen seine Sachen
 Blickt immer auf die Uhr.
 
 Wenn sich die Zeiger nähern
 Und schließen sich zum Kreis
 Da schlägt es kurz und ehern
 Damit’s auch jeder weiß.
 
 Die Stunde ist vollendet
 Der Kreis schließt sich zum Ring
 Nun sich der Zeiger wendet
 Mit einem sachten Bing.
 
 Denn Zeit ist unerklärlich
 Weil man sie nicht versteht
 Auch ist sie gefährlich
 Weil sie vorübergeht.
 
 Es rundet sich die Stunde
 Die Zeiger rücken vor
 Unendlich ist die Runde
 Zum unbekannten Tor.
 
 Doch Zeit ist nicht so wichtig
 Für den der sie nicht sieht
 Verschwende sie nur tüchtig
 weil sie dich mit ihr zieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Täuschung
Und niemals ist es richtig
Man denkt es sei vorbei
und es ist oft ersichtlich
Selbsttäuschung mischt sich bei.
 
 
Die Diät
Wenn’s schmeckt, will man viel essen
Der Kenner tut das nicht
Wird seinen Umfang messen
Und schätzen sein Gewicht.
 
Darum bleib’ lieber nüchtern
Begnüg’ dich mit dem Duft
Und greife zu nur schüchtern
Als wär’n die Speisen Luft.


Das Talent
Der Schwadroneur kann reden
So viel wie’s ihm beliebt
Er sagt auch einem jeden
Es ihn nur einmal gibt.
 
 
Der Hinauswurf
Da wo die Türen schließen
Sich hinter der Gestalt
Da es muß jeder wissen
Sie ist nur zu wenn’s knallt.
 
 
Der Traum
Die Hoffnung ist ein Wagen
Der führt uns in den Traum
Doch dies darf man nicht sagen
Weil Traum verweht wie Schaum.
 
Der Zwiespalt
Und wer dann nicht mehr waget
Zu sagen wie es ist
Nicht mehr die Wahrheit saget
Weil Lügen passend ist.
 
Auch wenn wir alle glauben
Daß manchmal Lügen besser sei
Darf man es nicht erlauben
Daß Lügen machen frei.


Das Leben
Sobald man ist geboren
Fängt schon das Leiden an
Niemand bleibt ungeschoren
Man ist für immer dran.
 
 
Zivilcourage
Zivilcourage ist sehr selten
Man bräucht’ sie oft und hat sie nicht
Läßt immer nur den andern gelten
Und das, mit freundlichem Gesicht.
 
 
Wahrheit?
Wenn man sie recht betrachtet
Die Kluft der Theorie
Die Fakten nicht beachtet
Lernt man die Wahrheit nie.
 
 
Die Weisheit
Der weise Mensch lacht selten
Weil er schon alles weiß
Läßt nur sich selber gelten
Und lacht nur auf Geheiß.


Der Mensch
Ich habe nie verstanden
Warum bei Hund, auch Pferd
Muß Rasse sein vorhanden
Und nur beim Mensch nichts wert.
 
Bei Pferdekauf da frägt man
Ob`s auch ist rasserein
Und in das Stammbuch trägt man
Mit Stolz die Ahnen ein.
 
Gesetz und Religionen
Verbieten dies Geschehen
Und alle die Millionen
Sie bleiben unbesehen.
 
Und doch kann man es lesen
An Farb’, Gestalt und Kleid
Daß sie sind andere Wesen
Vertraut mit Raum und Zeit.
 
Und niemand will gestehen
Daß da ein Unterschied
Weil den darf man nicht sehen
Obgleich ‘s ihn wirklich gibt.
 
Und Menschen sind wir alle
Seit Affen-Zeit vorbei
Und sind in jedem Falle
Nur Menschen, doch nie frei.

 

 

 

 

 

 

Happy Birthday, Son!
                   Deine Eltern.
                   
Zum 51. Geburtstag!  [1985]

...Und die Gedichte waren das Gburtstags -Geschenk!

Sobald Du einen Menschen hast
Ser Dich liebt wenn Du allein
Bist Du niemals eine Last
Und so wird es immer sein.

 

 

Englisch. Universal-Wörterbuch.
Universal-Wörterbücher

 


Glauben und Wissen                                        Zurück

Frömmigkeit
Die Frömmigkeit ist eine Tugend
Die man wie Kredit erringt
Man lehrt sie Dich in früher Jugend
Und SCHWÖRT, daß sie Dir Zinsen bringt.
 

 Kirchen
Die Kirchen heut’ sind wie ein Klub
Man geht hinein und spricht sich aus
Wenn man geredet hat genug
Man hochbefriedigt geht hinaus.
 
Und Mammon ist der liebe Gott
Um den man bittet am Altar
Zu helfen Dir aus Deiner Not
Und nichts davon ist wahr.
 
Auch fester beten hilft Dir nicht
Es kommt, wie’s kommen muß
Du bist nur Punkt in einem Licht
Und Dir ist’s nicht bewußt.
 
Vertust die Zeit mit Beten
Was wirklich bitten heißt
Und glaubst den hohlen Reden
Die niemand Dir beweist.
 
Und hast Du alles intus
Wenn Redestrom versiegt
Wird noch gehört ein Hymnus
Weil Obolus schon liegt.

Amen.

Das Kloster Konzert
Im herrlichen Konzertsaal
Zum Beten nur bestimmt
Wurd’ fasziniert die Mehrzahl
Die dort gewesen sind.
 
Es war ein frommes Wallen
Im Kloster der Abtei
Und dies gefiel fast allen
Doch ich war nicht dabei.
 
Erschreckend schwarze Kutten
Bedeuten mir Gefahr
Ich dacht’ Ich müßt’ mich sputen
bevor Ich ward’ gewahr,
 
Daß unter frommer Tünche
Fanatik sich verbirgt
Und daß die frommen Mönche
Am Unsinn mitgewirkt.
 
Echt gold’ne Ketten regen
Sich leicht auf schwarzem Tuch
Und Falt - Hände bewegen
Vom selben Schwarz ein Buch.
 
Und darin wird geblättert
Zum Schein natürlich nur
innerlich gewettert
Von Lesen keine Spur.

Und wenn man dann kurz draußen
Der Pause Zeit benützt
Sieht man den Pater rauchen
Von Kutten gut beschützt.
 
Gemessen zündet einer
Die echten Kerzen an
Das widert an wie reiner
Woodo - Gebrauch mich an.
 
Und wie getrieb’ne Schafe
Wird man sehr mild gefragt
Ob ohne Gott man schlafe
Und man hat Ja gesagt.
 
Es muß von hohem Wert sein
Zu schweben schwarz umher
Doch ich möcht’ nie mehr dort sein
Verzicht’ auf diese Ehr’.
 
Die freundlich - falschen Mienen
Verbergen Sucht nach Macht
Es ist, als ob man ihnen
Den Himmel streitig macht.
 
Ende mit Amen.
 
 
Gottessucht
Der liebe Gott ist tüchtig
Er hat mich doch erschafft
Nun bin ich gottessüchtig
Und habe keine Kraft.

 


Episoden und Erkenntnisse                      Zurück

Der Trunk
Spät geles’ne Trauben
Die man gepflückt im Frost
Die Dir die Sinne rauben
Sobald Dich grüßt der Toast.
 
Der Duft allein berückt Dich
Der erste Schluck rollt weg
Des Glases Klang entzückt Dich
Erfüllt nun seinen Zweck.
 
Die Warnungen verstieben
Man hat sie nie gehört
Nichts ist davon geblieben
Drum bleibt man ungestört.
 
Man weiß nicht wie man kam ins Haus
Erwacht in seinem Bett
Kommt aus dem Staunen nicht heraus
Es war doch wirklich nett.
 
Der Nachgeschmack der Feier
Er wirkt noch lange nach
Der Spaß war ungeheuer
Hält Dich noch lange wach.


Das Laienspiel
Der Saal gefüllt, kein Sitz bleibt leer
Die Luft gekühlt, man freut sich sehr
Auf das, was kommt und ist gespannt
Rückt hin und her, winkt mit der Hand
Dem Freunde zu, der auch ist da
Verhält sich still, atmet nur leis’
Daß man nicht stört des Sängers Weis’
Und klatscht begeistert in die Hände
Weil endlich ist das Spiel zu Ende.
 
 
Der Freund aus einer Ecke
Er kommt aus einer Ecke
Die mir schon lange fremd
Vor ihm ich mich verstecke
Als trüg’ ich nur ein Hemd.
 
Und wenn er mich dann zitternd
Vom Boden hebt und küßt
Erkenn’ ich wie verwitternd
Doch Lieb’ und Freundschaft ist.


Der Vetter aus Dingsda
Man erwartet einen Vetter
Den man noch nie geseh’n
Man hofft auf gutes Wetter
Daß wir ihn doch recht versteh`n.
 
Man hat gekauft ein Lager
Für diesen raren Gast
Denn dieser ist recht mager
Und keine große Last.
 
Auch freut man sich gebührlich
Auf diesen Freundbesuch
Und hofft, er sei manierlich
Liest manchmal auch ein Buch.
 
Auf manche Reise nimmt man
Den anverwandten Gast
Und seine Sprache trimmt man
Damit sie nach hier paßt.
 
Die vielen neuen Mähren
Die dieser Vetter bringt
Muß er uns erst erklären
Bis daß das Ohr Dir klingt.
 
Und wenn man dann so richtig
Den Sachverhalt erkennt
Entdeckt man erst wie tüchtig
Der Vetter Freund sich nennt.

Der Abschied, hart und rührend
Fällt beiden Teilen schwer
Man lobt und dankt gebührend
Und beide freu’n sich sehr.
 
Und wenn das Flugzeug schwindet
Ins graue Wolkenmeer
Man leicht gedämpft verkündet
"Der kommt wohl nicht mehr her".
 

Der Stiefel
Man trägt ihn nur gezwungen
Weil er die Fersen reibt
Die Waden auch umschlungen
Das Blut zum Knie sich treibt.
 
Die Absätze sind niedrig
Damit der Fuß nicht kippt
Die Innenseite widrig
Weil Knöchel sich verschiebt.
 
Man kann daran verschnallen
Den Sporn zur Pferdequal
War schon mal abgefallen
Dem Pferd schien es egal.
 
Du schreitest darin zackig
Wirst dadurch auch bemerkt
Drum gehe niemals wacklig
Durch Laufschritt sei ‘s bestärkt.
 
Und falls Du einmal stolperst
So mach’ Dir nichts daraus
Und übers Pflaster holperst
Dein Stiefel hält das aus.


Der Freund
Der alte Freund kommt aus dem Land
Aus dem man einstens floh.
Sein Denken ist uns unbekannt
Er scheint nur selten froh.
 
Man fährt ihn viel herum
Legt Speisen vor, die fremd
Er sieht sich langsam um
Wir tragen nur ein Hemd.
 
Man zeigt ihm auch den Acker
Auf dem Gemüse sprießt
Und er bedient sich wacker
Fragt auch, ob man es gießt.
 
Als er die Antwort hört
Blickt er sich staunend um
Gesteht ernstlich verstört
Daß er nicht weiß warum.
 
Auch kann er nicht versteh’n
Daß Arbeit ist dabei
Er hat sie nie geseh’n
Und dacht es wüchse frei.


Banausen Ballade
Die Reise ist vorüber
Die Oper auch verdaut
Ganz ehrlich mir wär’s lieber
Ich hätt’ sie nie geschaut.
 
Man saß da in der Höhe
Die Sitze waren schmal
Man trat Dir auf die Zehe
Musik und Stimmen schal.
 
Und als die Pause winkte
Da stand man schwankend auf
Stützt sich auf das Verzinkte
Das steil Dich führt hinauf.
 
Und endlich bist Du oben
Von Stimm’ und Klang verstört
Kommt aus dem Loch von oben
Ein Ruf der Dich empört.
 
Er sagt Dir klar und deutlich
Du kannst nicht mehr hinein
Du findest das abscheulich
Und mußt Dich schicken drein.
 
Du willst ein Taxi nehmen
Und findest keinen Lift
Mußt Dich zur Trepp’ bequemen
Und siehst die Stufen nicht.

Und endlich bist Du unten
Entdeckest Du mit Schreck
Hast Du den Schal, den bunten
Gelassen in dem Eck?
 
Der liegt jetzt wohlverschlossen
Allein auf Deinem Sitz
Du stehst wie angegossen
Es trifft Dich wie ein Blitz.
 
Dann stehst Du still und frierend
Im fahlen Neonlicht
Und hoffst, daß Dir marschierend
Das Endziel kommt in Sicht.
 
Der Weg wird immer länger
Du hast Dich schon verirrt
Die Straßen werden enger
Nun bist Du schon verwirrt.
 
Und endlich bist Du wieder
Bestrahlt von gelbem Licht
Und setzt Dich ächzend nieder
Und find’st den Eingang nicht.
 
Nun fängst Du an zu kreisen
Hoffst auf ein off’nes Tor
Und fühlst ein kaltes Eisen
Mit Schloß und Riegel vor.

Da siehst Du eine Glocke
Sie hängt an einem Strang
Du ziehst sie aus der Hocke
Erfreut am warmen Klang.
 
Und endlich wird es helle
Die schwere Türe knarrt
Dann stehst Du auf der Schwelle
Ein Traum hat Dich genarrt.
 
Du sitzt ganz warm und friedlich
Auf Deinem engen Sitz
Die Oper war recht niedlich
Hast sie total verschwitzt.

Kirchenkonzert
Konzerte gibt’s nur mehr in Kirchen
Weil weiche Sitze teuer sind
Auch sitzt man gut auf Rauhholzbirken
Wo man schon schlief als kleines Kind.
 
Die Töne schallen auch so ehern
Man sitzt und lauscht und spüret nicht
Wie Schlaf und Hartholz sich Dir nähern
Bis Dein Skelett zusammenbricht.
 
Dann sinkst Du, leicht gebeugt, vornüber
Die Hand liegt haltlos auf dem Knie
Und schon ist das Konzert vorüber
Und Du weißt nicht wieso und wie.

 

Künstlerfreud und Leid
Palettenkratzen schon am Morgen
Man hört es, wenn man noch im Bett
Vergißt darüber seine Sorgen
Und findet es sogar fast nett.
 
Und wenn es länger weiterkratzt
Dann weiß man ganz genau
Der Künstler hat etwas verpatzt
Er nahm das falsche Blau.
 
Und weiter geht die Schinderei
Die Farbe ist zu dick
Dies ist ja keine Kinderei
Man braucht Geschick und Glück.
 
Und ist es endlich dann so weit
Fast sieht man’ s schon, wie’s wird
Verbraucht damit enorm viel Zeit
Und hat sich nicht geirrt.
 
Und wenn dann fertig das Produkt
Betrachtet man’ s genau
Und sieht’ s beim ersten Wimpernzuck
War doch das rechte Blau.


Gesellschaftsspiel
Und wieder ward man eingeladen
Zu einem Feste, einem faden
Von Worten und Gesang bestürmt
Am liebsten wär’ man gleich getürmt.
 
Man sang und sprach von heil’gen Orten
Und auch der Schaumwein half nicht viel
Davon erhielt man alle Sorten
Um zu versteh’n des Redners Ziel.
 
Das volle Glas, man stellt es weg
Sieht besser aus in einem Eck
Denn alle sitzen regungslos
Und lauschen dem Gesang
Die Hände falten sich im Schoß
Denn der Gesang ist lang.
 
Die Weisen sind so schön und freudig
Man wünscht’, man wär’ schon dort
Doch diese Hoffnung ist unzeitig
Weil man nicht weiß wo ist der Ort.
 
Und auch die Dame neben Dir
Gekleidet ganz in Weiß
Beatmet Dich fast wie ein Tier
Da wird Dir langsam heiß.
 
Und dann entdeckt man plötzlich
Man hat sein Kleid befleckt
Das war ja ganz entsetzlich
Der Fleck geht nicht mehr weg.

Du heuchelst Interesse
An einem schlechten Bild
Verbirgst da Deine Nässe
Und lächelst trotzdem mild.
 
In festlich schmuckem Kleide
Schweben sie hin und her
Die meisten tragen Seide
Denn Bess’res gibt’s nicht mehr.
 
Du suchest endlich einen
Der zuhört, was Du sagst
Hast noch gesehen keinen
Mit dem du sprechen magst.
 
Es blitzt und gleißt beständig
Von Wohlstand, Fleisch, Geschmeid’
Sie alle sind so wendig
Beklagen tief die Zeit.
 
Die wär’ so trüb und traurig
Der Zwiespalt auch so weit
Die Zustände recht schaurig
Und niemand hätte Zeit.
 
Der Abschied scheint ganz rührend
Man neigt sich tief und dankt
Versichert auch gebührend
Und lobt den guten Trank.
 
Und daß man wiederkäme
Falls es die Zeit erlaubt
Und wie man sich doch schäme
Daß man den Schlaf geraubt.

Und ist man endlich draußen
Entgangen all der Qual
Erfreut man sich am Außen
Das war das letzte Mal.
 
Und als man dann daheime
Am kargen Sofa liegt
Da weiß man nur das eine
Daß es noch so was gibt.


Fahrerschicksal
So schlecht wie ich fährt auch nicht jeder
Doch mir kommt vor, ich fahre recht
Wank’ wie im Winde eine Feder
Ganz ahnungslos und daher schlecht.
 
Die Einbahn ist mir kein Gebot
Befah’r sie schnell, auch kreuz und quer
Seh’ nie des andren bitt’re Not
Und wackle lustig hin und her.
 
Kopf zu Kopf Zusammenstöße
Sind mir auch nicht unbekannt
Ich gebe mir da keine Blöße
Und bleib’ am liebsten ungenannt.
 
Und falls man mich dann doch erwischt
Hatt’ nichts gewußt, gehört, geseh’n
Der Obrigkeiten Zorn erlischt
Man läßt mich ganz belämmert steh’n.
 
Am liebsten fahr’ ich gegen Mauern
Im angenehmen Rückwärtsgang
Die meisten werden mich bedauern
Weil ich nicht besser fahren KANN
 
Von Zeichengeben keine Spur
Vergiß es meist, acht’ nicht darauf
Der Hintermann, er streift mich nur
Er winkt mir zu und hört bald auf.

Auch Rückwärtsfahren ist nicht leicht
Bin meistens erst im Vorwärtsgang
Bis man den rechten Schlitz erreicht
Dem Nebensitzer scheint’s zu lang.
 
Und endlich hin ich wieder da
Komm’ unversehrt ins Haus
Hab’ nie gewußt, daß ich so nah
Verwandt bin mit dem Vogel Strauß.


Auslese
Warum sind bei den Tieren
Die Männchen so geschmückt
Sie tanzen und sie girren
Und zeigen ihr Geschick.
 
Dagegen sind die Weibchen
Recht unscheinbar und fahl
Sie sehen zu ein Weilchen
Und treffen ihre Wahl.
 
Beim Menschen ist das anders
Gerade umgekehrt
Von Weib zu Weib er wandert
Und das ist auch was wert.
 
Die Frage die ich stelle
Beantwortet man nicht
Sie kommt aus einer Quelle
Von der man nicht gern spricht.
 
Die Tiere die sich paaren
Auslese ist ihr Sinn
Doch dies Naturgebaren
Ist nicht im Menschen drin.

 

 

Die Blumenschau
Auf langen weißen Tischen
Von Kunstlicht hell bestrahlt
Da steh’n sie in dem frischen
Gefäß und werden alt.
 
Man kann nun sehr bewundern
Die Blüten wie die Kunst
Mit der man sucht zu hindern
Das Welken in dem Dunst.
 
Man darf sie nicht berühren
Was jeder gerne tät’,
Man kann den Duft verspüren
Der mit Dir weitergeht.

Und Du kehrst immer wieder
Zurück zur Blütenpracht
Und beugst Dich staunend nieder
Natur hat sich’s erdacht.

Trauer
Zuweilen muß ich weinen
Auch wenn man es nicht sieht
Und trau’re um den einen
Den es nun nicht mehr gibt.
 

Die Trauer
Die Trauer-Feier was ergötzlich
Das Essen gut, es gab aouch Wein
Doch niemand dachte, wie so plötzlich
Die Feier könnte fur Dich sein.

Man sprach un lachte, scherzte viel
Zeigte sein - das beste Kleid
Doch war's nur ein Gesellschafts-Spiel
Für trauer Keine Zeit.

Die Hinterbleib'nen scherzen kaum
Man lächelte betrübt
Und langsam leerte sich der Raum
Weil sonst nichts übrig blieb.

 
Das Mandat
Strafmandat ist fällig,
Man hat es fast geahnt
Doch Lebensgang ist wellig
Und meistens unbekannt.

 

Das Verfahren
Fährt man ganz sacht vorüber
Berührt den Streifen kaum
Winkt Polizist Dich nieder
Und da beginnt der Traum.
 
Weiße Streifen, gelbe Streifen
Abgewetzt und unsichtbar
Fahrer kann es nicht begreifen
Daß da wo ein Fehler war.
 
Wie von Zauberhand geleitet
Bleibt das Fahrzeug plötzlich steh’n
Und wenn auch einer fälschlich schreitet
Darf man ihn niemals überseh’n.
 
Polizist mit milder Strenge
Lächelt bloß und sagt nicht viel
Hast gezwängt Dich durch die Enge
Wolltest kürzen Weg zum Ziel.

Wegabkürzung ist verboten
Mußt in langer Reihe steh’n
Kümmere Dich nicht um die Toten
Die auch den andern nicht geseh’n.
 
Und du mußt für alle Zeiten
Vor dem strengen Richter steh’n
Darfst auch den Vorfall nicht bestreiten
Da zu viele ihn geseh’n.
 
Endlich kommt der Spruch zur Reife
Wirst eingesperrt, doch zeitbedingt
Mußt auch bringen Deine Seife
Da man mit der Steuer ringt.
 
Handtuch kann man nicht gebrauchen
Denn der Häftling trocknet leicht
Muß bloß leicht ins Wasser tauchen
Weil die Haut ist immer feucht.
 
Und nun ist man drin im Kotter
Freiheitsberaubung fängt schon an
Und da verwünscht man diesen Lotter
Der auch nicht besser fahren kann.
 
Doch das Verfahren ist geregelt
Auch Lösegeld gibt es nicht mehr
Man mutig in die Zelle segelt
Wälzt sich am Lager hin und her.
 
Auch die Freunde traurig nicken
Hoffen, Du kommst bald heraus
Mußt Dich in Dein Unglück schicken
Und verriegeln fest Dein Haus.


Die Säuglingsschau
Es war ein großes Geben
Die Gaben klassifiziert
Ich saß direkt daneben
Und hab’ mich oft geniert.
 
Die Kleinen waren lieblich
Und neu gekleidet ein
Es war nicht immer friedlich
Und einer schlief gar ein.
 
Das Essen war vorzüglich
Kaffee und Wein bereit
Es war so sehr vergnüglich
Und jeder hatte Zeit.
 
Der Abschied war recht traurig
Man trennte sich nur schwer
Ein Säugling brüllte schaurig
Man sah ihn bald nicht mehr.
 
Man dankte für die Ehre
Denn alles war perfekt
Und wie so schön es wäre
Das Haus läg’ so versteckt.


Das Erbstück
Das gute Silber wird versteckt
An einen sicheren Ort
Ist dick mit grauem Staub bedeckt
Und man vererbt es fort.
 
Wird einmal nur im Jahr gebraucht
Und das ist ja nicht oft
Mit Sorgfalt man ‘s ins Wasser taucht
auf steten Glanz man hofft.
 
Und wenn es einmal wurd’ benützt
Nach Waschen haucht man ‘s an
Damit es Silber wohl beschützt
Und ihm nichts schaden kann.
 
Und als der Erbe sich’s besah
Stellt er mit Staunen fest
Daß es wohl niemals Silber war
Und nur aus Stahl gewest.
 
Und dann geht es von Hand zu Hand
Doch zeigt man ‘s selten wem
Es ist wie ein Familienband
Und das muß lang besteh’n.
 
Und weiterhin wird’s gut bewahrt
Man wirft es niemals fort
Denn mit der Zeit wird es bejahrt
Immer am selben Ort.
 
Zuguterletzt wird es antik
Ein Trödler kauft es auf
Man findet es nunmehr sehr chic
Und neu beginnt der Lauf.


Milchwirtschaft
Die Fülle ist erheblich
Man melkt das Euter leer
Den Rahm von oben geb’ ich
Zum Buttermachen her.
 
Und den verkauf ich teuer
Man macht da Butter draus
Der Preis ist ungeheuer
Das macht der Kuh nichts aus.
 
Sie frißt und käuet wieder
Das unverdaute Gras
Macht Butter immer wieder
Denn Kühe können das.
 
 
Zweifel
Gedanken quälen mich sehr oft
Ob alles recht sei, was ich tu’
Und ob es eintritt, wie erhofft
Und was die Umwelt sagt dazu.
 
Man kann charmant sein und doch einsam
Stößt nirgends an und geht vorbei
Macht alles selbst und nicht gemeinsam
Ist nicht gebunden, fühlt sich frei.
 
Und Worte dicht zu reihen
Ist mir ein ernstes Ziel
Ich kann es nicht verzeihen
Wenn ‘s niemand lesen will.

 


Des Dichters Freud und Leid                               Zurück

Unersättlich
Papier - Geduld, die brauch’ ich wohl
Mir fällt so vieles ein
Die meisten sagen, daß ich soll
Das Schreiben lassen sein.
 
Bin immer noch nicht satt
Gedanken jagen mich
Zu jedem weißen Blatt
Zu jedem Leser sage ich
Nun bin ich endlich satt.

Das Reimen
Die Reimwut hat mich nun gepackt
Und nur in Reimen denk’ ich jetzt
Denn diese Wut hat mich im Sack
Und die Normalen sind entsetzt.
 
Die Kunst
Und Dichten meint Verdichten
Man scheidet Wörter aus
Und soll die Wörter lichten
Denn zu viel ist ein Graus.
 
Und falls dies ist gelungen
Schreibt man sie auf Papier
Sie werden auch gesungen
Mißfallen mir und Dir.

Der Dachsitz
Ich sitz’ am Dach und schreibe
So wie’s mir grad’ gefällt
Und auf dem Dach ich bleibe
So lang’ es mir gefällt.
 
Und wenn’s auch manchmal regnet
Der Schnee fällt und es blitzt
Bin innerlich gesegnet
Weil auf dem Dach ich sitz.
 
Leicht verrückt und auch verschroben
Sitz’ ich da oben, sing’ vor mich hin
Betrachte mir die Welt von oben
Entdeck’ zuletzt, daß nichts macht Sinn.
 
 
Hoffnung
Das leere Blatt vor meinen Augen
Es zieht mich magisch an
Ich hoffe, die Gedanken taugen
Auch dem der selber denken kann.
 
 
Entschluß
Im Augenblick fällt mir was ein
Ich schreib’s schnell auf Papier
Trink dann noch ein Gläßchen Wein
Und der ist nicht von hier.


Der Unsinn
Wer Unsinn schreibt, wird schwer entdeckt
Denn keiner will gesteh’n
Daß darin doch ein Fehler steckt
Den keiner hat geseh’n.
 
Die meisten werden lesen
Das glatte Wortespiel
Als wäre nichts gewesen
Man denkt nicht gern so viel.
 
Die Wenigen, die stutzen
Haben ein Doktorat
Und das ist nur von Nutzen
Wenn man es schriftlich hat.
 
 
Das Wort, die Wörter
Das Wort, das man gern hätte
Es fällt einem nicht ein
Sogar des Nachts im Bette
Sucht man nach einem Reim.
 
Und wenn sie sich nicht reimen
Die Worte ohne Zahl
Es ist, als würde einem
Zu hart gemacht die Wahl.
 
Sie kommen meist in Schwaden
Und schwierig ist die Wahl
Und man verliert den Faden
Es ist ein schwerer Fall.


Lob dem Bleistift
Seinen Bleistift muß man lieben
Weil man nichts ist ohne ihn
Er hilft Dir die Gedanken sieben
Sie jagen Dich direkt zu ihm.
 
Kannst ihn halten wie genehm
Doch zu falten geht er nicht
Ist auch manchmal unbequem
Weil durch ihn die Wahrheit spricht.
 
Wenn Du ihn zu viel benützt hast
Wird er kurz und auch bald stumpf
Gib’ dem armen Stift doch Rast
Und wär’ es nur aus Unvernunft.
 
Endlich ist er wieder da
Frisch gespitzt und voller Kraft
Und mir wieder leibesnah
Und weiter wird damit geschafft.


Die Dichtkunst
Das Dichten ist beendet
Der Uhrzeiger rückt vor
Man hat die Zeit verschwendet
Steht vor’m geschloss’nen Tor.


Die Feder
Die Feder ist mein Degen
Mit ihr kämpf' ich um Licht
Muß immer sie bewegen
Im Dunklen bleib' ich nicht.
 
Sie ist oft sehr geduldig
Und mahnt mich kurz zu sein
Nur ihr hab' ich gehuldigt
Sie ist mein ganzes Sein.
 
Die Finger werden lässig
Sie fällt mir aus der Hand
Ich such' sie unablässig
Bis ich sie wieder fand.
 
 
Die Denkarbeit
Ich denk’ an viele Dinge
Sie dreh’n sich mir im Kopf
Und sind wie eine Schlinge
Die endet mit dem Knopf.
 
Und wenn ich diesen winde
Und dreh’ ihn mit Geschick
Dann geht’s mir wie dem Kinde
Mit Löckchen im Genick.
 
 
Lyrik?
Ich schwärme für die Lyrik
Und denk' mir nichts dabei
Für mich ist sie recht schwierig
Komplettlich einerlei.

 

Ode an den Bleistift
Ohne Bleistift bin ich nichts
Fast wie ein nackter Hund
Er ist das Zentrum meines Ichs
Ohn’ ihn geh’ ich zugrund’.
 
Ich halt’ ihn fest in meiner Hand
Auch wenn er manchmal mir entfiel  
Und immer wieder ich ihn fand
Vollendete mein Ziel.
 
Er hilft mir zu notieren
Wenn das Gedächtnis schwand
Ich darf ihn nicht verlieren
Trag’ ihn an einem Band.
 
Und wenn ich etwas finde
Das wert zu merken scheint
Dann greif’ ich nach der Binde
Die mich mit ihm vereint.

Auch nachts muß ich oft greifen
Zum Stift im dunklen Raum
Und kann es nicht begreifen
Er folgt mir auch im Traum.

 

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Gedankensplitter und Stimmungen                             Zurück

Räucherwerk
Der Rauch durchdringt die Wände
Da wo die Ritzen sind
Und räuchert meine Hände
Ich häng’ sie in den Wind.
 
 
Der Spinner
Nicht nur Spinnen machen Fäden
Auch Menschen können dies
Und sichtbar auch für jeden
Spinnt Faden sich vom Vlies.
 
 
Der Transport
Der Lufttransport von Tieren
Ist äußerst schwierig noch
Sie steh’n auf allen Vieren
Und starren aus dem Loch.
 
 
Der Wendepunkt
Heut’ ist es schön und morgen regnet ‘s
So sieht’s auch aus in meinem Kopf
Wenn mir nicht bald ein Geist begegnet
Der mich ermahnt und zieht am Zopf.
 
 
Fürsorge
Aus Knospen werden Blüten
Das hab’ ich nun entdeckt
Muß nun die Blüten hüten
Und hab sie gut versteckt.


Die klassische Musik
Die klassische Musik ist mir
Ein Traum der immer währt
Sie führt mich immer mehr zu Dir
Sagt mir, ich bin begehrt.
 
Wenn sie verstummt, bin ich verstört
Und find’ mich nicht zurecht
Als hätte ich sie nie gehört
Und nichts wär’ wahr und echt.
 
 
Erkenntnis
Das fleckenlose Wesen
Mit dem schon lang’ ich leb’
Ist Stütze mir gewesen
Sobald ich Schweres heb’.
 
 
Die Bergeshöhe
Man steht auf Bergeshöhe
Verfolgt den Wolkengang
Wähnt sich in seiner Nähe
Die man nicht messen kann.
 
Die Wolkenschwaden decken
Die Bergesspitzen ab
Der Nebel muß sich strecken
Und senkt sich tief herab.
 

Meeresblick
Das Segel bläht im Winde sich
Die Möv’ fliegt drüber hin
Und mit dem Wind ich neige mich    
Und weiß noch nicht wohin.


Kunstdunst
Das Wasser und die Kunst
Sie haben was gemein
Umgeben Dich mit Dunst
Und hüllen Dich drin ein.


Machtlos
Ungefragt und achtlos
Wirst Du zur Welt gebracht
Und bist dann völlig machtlos
Was Leben aus Dir macht.


Frühlingsfahrt
Ein Ginstermeer umbrandet
Den Weg auf dem wir geh’ n
Von Sonnenlicht umrandet
So weit das Aug’ kann seh’ n.
 
Der Weg durchschneidet Fluren
Von Wald und Wies’ begrenzt
Und weil wir langsam fuhren
Begrüßt uns auch der Lenz.
 
In ungewohnter Stille
Liegt dort ein Lilienteich
Er ist in seiner Fülle
Des Riesenfrosches Reich.
 
Libellen müssen achtsam
Den Flug zum Wasser tun
Denn Frösche sind sehr wachsam
Libellchen darf nicht ruh’ n.
 
Und wir betrachten müßig
Die Wasseroberschicht
Die uns erscheint so flüssig
Und ist es aber nicht.


Ulk
Der eine weiß nichts
Und der andere versteht nicht
Was der eine nicht weiß.
Und schallendes Gelächter
strömt aus beiden Mündern.
 
 
Die Qual
Keinen Charme und keinen Schwung
Das ist des Denkers Qual
Er bleibt auch nicht für immer jung
Doch das ist ihm egal.
 
 
Das Denken
Wer denkt, der macht sich Feinde
Denkarbeit ist schwer
Weil lässig werden Freunde
Denk’ ich schon lang nicht mehr.
 
 
Andacht
Die Bergesspitzen schließen
Sich wie ein Ring um mich
Ich kann allein genießen
Die eig’ne Welt und mich.
 
Im Geist bin ich hoch droben
Am Gipfel meiner Wahl
Seh’ tief hinab von oben
Als wär’ ich schon im All.


Das alte Haus
Durch den zerfransten Boden
Von brüchig Holz bedeckt
Wo junges Gras in Wogen
sich durch die Ritzen streckt.
 
Das Dach ist schon verfallen
Der First auch halb verfault
Und doch gefällt es allen
"Romantisch" wird ‘s gemault.
 
Die Fensterhöhlen starren
Dich an mit leerem Blick
Die dunklen Löcher narren
Man nennt es dann Geschick.
 
Wenn du vorüber schreitest
An diesem alten Haus
Bist du schon vorbereitet
Und siehst das End’ voraus.
 
Denn so eine Ruine
Bist du schon selber bald
Man sieht ‘s an deiner Miene
Du wirst auch langsam alt.
 
Wenn deine Freunde sterben
Dann weißt auch du Bescheid
Da liegst du nun in Scherben
Und tust dir selber leid.

 

Der alte Zaun
Blüten über alten Zäunen
Wo Holzgeruch und Duft sich mengt
Da fang’ ich an von Dir zu träumen
Weil Duft und Wunsch mich dazu drängt.

Die Anmut
Ich sehe durch die off’ne Tür
Den Tisch mit Rosen reich geschmückt
Und hoff’, Du trätest draus herfür
Weil Anmut mich beglückt.
 

 

 

 

Der Brief
Im Brief aus weiter Ferne
Da lobt man mein Gesag’
Und schriftlich hab’ ich ‘s gerne
Wo ‘s jeder lesen mag.
 
 
Die Ruhe
Aus dem Regen und der Sonne
Ist’s, wenn sich die Nachtruh’ senkt
Und da fühlt man echte Wonne
Wenn man an das Schlafen denkt.
 
 
Die Schwaden
Und Nebel trübt die Landschaft
Die Bäume schattengleich
Verzögern die Bekanntschaft
Und zieh’n mich in ihr Reich.


Wolle
Ich webe meine Wolle
Aus dunkelgrauem Vlies
Daraus entsteht das tolle
Laufkleidchen für Paris.
 
 
Das Leid
Ich seh’ es immer wieder
Das leidende Gesicht
Und Tränen fallen nieder
Und es berührt mich nicht.
 
 
Die Furcht
Und dieses dunkle Fenster
Ein furchterregend Loch
Da kommen die Gespenster
Und holen mich dann doch.
 
 
Immer wieder Rosen
Rosen schwingen sich im Winde
Sie pochen leis’ ans Fensterglas
Und sind so schön, schön wie die Sünde
Betracht’ sie ohne Unterlaß.
 
 
Der Buchwurm
Ich bin gelernter Bücherwurm
Hab’ nie geacht’ die Zeit
Las alle Bücher wie im Sturm
Und kam’ damit recht weit.


Die Blütenkränze
Blüten, die durch Fenster grüßen
Nicken Dir zu im Morgenlicht
Sie müssen für das Grüßen büßen
Weil man sie schlicht zu Kränzen flicht.
 
 
Der Buschpilot
Der Buschpilot, er senkt sich nieder
Und landet unversehrt im Flieder
Schiebt sich die Mütze auf die Stirn
Die wohl verwahrt das Flieger Hirn.
 
 
Der Blütenschwirrer
Von Blüt’ zu Blüte schwirrt er
Vom Blatt zum Kelche irrt er
Er findet meist den Tropfen Met
Falls er nicht irrt und kommt zu spät.
 
 
Einsicht
Die Runen im Gesicht
Sie woll’n nicht mehr vergeh’n
Doch stören sie mich nicht
Ich kann sie ja nicht seh’n.


Der Fisch
Und niemand denkt daran
Wie schmerzhaft ist’s dem Fisch
Ins Maul der Haken drang
Damit er nicht entwisch.
 
Er zappelt um sein Leben
Ist auch in großer Pein
Du wirst es ihm nicht geben
Und steckst ihn schmunzelnd ein.
 
 
Die Begebenheit
Man wird nicht gern gesehen
Im grellen Morgenlicht
Drum will ich jetzt schon gehen
Und hoff’ man sieht mich nicht.
 
 
Der neue Tag
Der neue Tag beginnt wie immer
Mit fahlem Morgenlicht
Ich starr’ in meinem Zimmer
Ins Licht und seh’ es nicht.
 
 
Der Almdudler
Der AlmdudIer ist ein Getränk
Das einen jodeln macht
Vergißt darüber das Gezänk
weil man nur immer lacht.


Das Bächlein
Der Regen strömt, es schwillt der Bach
Und Wasser sprüht von Steinen flach
Und wir am Waldweg sind entzückt
Wie sehr uns Wässerlein berückt.
 
Der Silberstrom kommt aus dem Rohr
Aus einem dunklen Gang
Das Sprühen sich in Luft verlor
Vollendet seinen Schwang.
 
Und munter zieht das Bächlein dann
Im engen Bett so gut es kann
Bewegt sich hin zu einem Teich
Und endet in dem Wasserreich.
 
 
Der Frosch
Da ist ein Frosch an meinem Haus
Der quakt nur, wenn’s ist naß
Ich kenn’ mich gut mit quaken aus
Denn mir macht’s auch viel Spaß.
 
 
Das Wetter
Ich bet’ für gutes Wetter
Und weiß, daß es nichts nützt
Es wäre vielmehr besser
Wenn man den Frosch benützt.
 
Denn Wetter kommt und geht
Weil ‘s physikalisch ist
Und beten dann verweht
weil es noch nie genützt.


Der Knopf
Und diesen Druckknopf schiebe ich
So lange ich das kann
Denn Knöpfchendrücken liebe ich
Bin schon so lange dran.
 
 
Die Mühe
Und mühsam ist das Ende
Des Tag’s nach Plag’ und Müh’
Nun ruhen meine Hände
Denn morgen brauch ich sie.
 
 
Das Talent
Der Schwadroneur kann reden
So viel wie’s ihm beliebt
Er sagt auch einem jeden
Es ihn nur einmal gibt.
 
 
Halloween
Die frisch bemalte gelbe Frucht
Hat so ein trauriges Gesicht
Daß man nach einer Ursach’ sucht
Die niemand weiß, bloß ich.
 
 
An den Freund
Ein guter Brief ist sehr viel wert
Und wenn Du lang allein geblieben
Hast nichts von Deinem Freund gehört
Kannst ihn doch trotzdem lieben.

Das Nichts
Das Nichts is auch ein Etwas
Man Weiss nicht wo es liegt
Die meisten glauben bestfalls
Das es es gar nicht gibt

Anfang

 

In tiefer Trauer  verkünden wir das Ableben
unserer geliebten Frau, Mutter, Großmutter
Renata Illig
am 25 Juni 1999.

Die Hinterbliebenen, Karl M. Illig und die Kinder, Harald und Petra,
und Enkelkinder
Julian, Sonya, Sara, Peter und Lena
vermissen sie schmerzlich
und halten sie in teuerem
Andenken.


 

Addendum:  A poem by Jeanine Anderson, 1990. Salt Lake City

"Wet in the Rain"

They say. "Stay close to your hearth girl, never think stray."

They pray, "Stay down in your heart girl, don't walk away."

Your job is to teach them and to labor in sweat,

But when you teach them to fly girl,

They throw out their net.

 

And the holding you down girl, is a deadly dealt game,

Put your feet on the ground girl, only take what you claim,

Subtraction takes action, from reducing the strain,

So go where you run girl, stay wet in the rain.

 


Churches ad hoc:
A divine comedy

 von Herman Krieger 


Weiter...
Photo Essays
by Herman Krieger

From the INTRODUCTION...

The genesis of Churches ad hoc was the photograph I made  of a cross that seemed to rise up out of a tree. The cross,  located in a park overlooking Eugene, Oregon, created a  controversy regarding the separation of church and state.  Proponents of the cross called it a war monument Others  saw it as a religious symbol I titled the photograph  "Propagation on the Mount" Thus began the series of  captioned photographs with a cross as the unifying element. The series was first exhibited at the PhotoZone  Gallery in Eugene.

Churches ad hoc was introduced on the Internet in  1996. Since then, references to it have appeared in a large  number of Christian as well as atheist web sites. Each  group seems to find a reflection of their own views in the  captioned photographs. Excerpts from the series have  appeared in places as diverse as the Internet edition of  The New York Times, a Methodist church calendar, a rock  band cassette cover, the religion page of the Stockholm  Svenska Dagbladet newspaper, and a Cornell Law School  poster for a national conference on The Constitution and  Religion: Theory and Practice.

I take photographs to amuse myself as well as the  occasional spectator. Exhibiting photographs for mutual  pleasure is similar to a comedian telling jokes to an  appreciative audience. But comedy is more serious than  photography.

Herman Krieger, 1998.


Bilder:  Karl M. Illig     nowscape.com   -- ©: None; Quelle anzeigen bitte; please give source.

This page was updated June, 2016